Freitag, 23. März 2012

Abenteuer mit Dominique



Hier wieder mal ein Lebenszeichen von mir. Diesmal berichte ich von der gemeinsamen Zeit mit meiner Freundin Dominique, die mich besuchen kam. :-)

Von Sonntag bis Mittwoch (4-7.3) war eine Freundin von Sarah bzw. ehemalige Arbeitskollegin (da sie früher mal im Obuse-dô gearbeitet hat) zu Besuch. Die Japanerin Ai wohnt zur Zeit in Tôkyô und genoß die paar Tage Auszeit im kleinen Dorf Obuse, denn auch sie fühlt sich in Tôkyô nicht so sehr wohl, sodass sie gerne so bald wie möglich umziehen möchte. Sie war sehr freundlich und ging auch manchmal mit mir, Kind und Hund auf unsere täglichen Spatziergänge.

Ab dem 6.3 war meine Freundin und Kommilitonin Dominique bei mir zu Gast. Mit ihr teilte ich mein Zimmer und meinen Arbeitsplatz, denn sie arbeitete als Helfer für Sarah und Joe.
Am selben Tag bekam auch das Watanabe Haus ein neues Wohnmitglied, einen Japaner namens Yuto, sodass wir am Abend eine kleine Willkommensparty für die Neulinge schmissen. Es gab ein paar Kartoffelpuffer, Tempura, Chahan (gebratener Reis) und natürlich den leckeren hauseigenen Pflaumenwein!
Mit Dominique zusammen zu arbeiten hat riesigen Spaß gemacht! Falls sie keine andere Aufgaben bekam, konnte sie mich nämlich auf den Spatziergängen begleiten, was das alles natürlich noch schöner gestaltete. Auch im Haushalt unterstützte sie mich tatkräftig.

Am Wochenende hatten wir frei und beschlossen, diese Zeit zu nutzen. Wir fuhren in ein etwas weiter entferntes Städtchen namens Tôka-machi, welches in der Präfektur Niigata liegt. Yuki hatte zwar das Auto seines Großvaters geliehen bekommen, doch da es keine Winterreifen drauf hatte, holten wir uns zur Sicherheit einen Mietwagen.
Doch warum fuhren wir nach Tôka-machi? Am zehnten des Monats März wird dort alljährlich ein Fest abgehalten, wie der Name der Stadt schon verrät (Tôka - der zehnte Tag eines Monats). Yuki wollte unbedingt dorthin, also sagten wir auch nicht nein. Aber was uns erwartete, wussten wir noch nicht. Die Fahrt an sich dauerte bestimmt zwei Stunden. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto höher türmte sich der Schnee am Straßenrand. Das sah schon irre aus. Sowas hatte ich noch nicht mal in Sapporo gesehen.

Das eigentliche Highlight des Festes fand gegen Abend statt, also schauten wir uns vorher noch eine Cosplay-Convention an, die in derselben Stadt war. Zumindest wollten wir uns die anschauen, aber anstatt vieler Menschen (die wir erwartet hatten), waren die Straßen fast menschenleer. Anscheinend waren die Aktionen auch schon vorbei, denn in dem Gebäude, in dem das alles stattfand, wurde schon fleißig abgebaut. Doch ein Event blieb noch: die sogenannte "Groovin´ Jam" mit DJ. Das war so exklusiv, dass es schon um 17.30 Uhr anfing. Aha, okay. Bis es so weit war, gingen wir in einem kleinen Restaurant noch etwas essen.

Danach hieß es: Party! Oder so ähnlich... Das DJ-Event kostete 500 Yen Eintritt (ca. 5 Euro) und wie sich herausstellte noch dazu mit "All you can drink". Das rettete alles, denn ansonsten war die "Party" wieder mal total seltsam und einfach japanisch. Als wir kamen wurden gerade die Sieger des Cosplay-Wettbewerbs gekürt.
Ich fand ja den Mann im rosa Hasenkostüm am Besten... 
Der Typ mit den blonden Haaren hat übrigens gewonnen. Und seine Siegesrede war einfach unschlagbar! Zitat: "Coslpay... ist Liebe!" Da wurde mir von Yuki gleich ins Ohr geflüstert, dass, so wie er es formulierte, das ganz schlechtes japanisch sei...
Um das All you can Drink treffend zu beschreiben, zitiere ich einfach mal ganz faul aus Dominiques Blog: "Und apropos all you can Drink… die Deutschen wissen schon, wieso sie kein all you can Drink unter 50€ anbieten". Denn wir zwei waren wirklich die Einzigen, die ständig, nachdem wir uns das eine Getränk reingekippt haben,  wieder zur Bar gerannt (!) sind, um uns einen neuen Drink zu holen. (Aber ich meine, umsonst ist schließlich umsonst. Das muss man doch nutzen ;-) ) Zitat Dominique: "Das scheint auch die Barkeeper beeindruckt zu haben – die haben sich immer schon gefreut als wir kamen (haben es aber natürlich nicht so gezeigt) und haben uns je Drink immer mehr Alkohol reingetan, sodass wir den letzten sogar weggeschüttet haben." Die haben auch wirklich traurig ausgesehen, als wir dann verfrüht gegangen sind... Aber so weit sind wir ja noch nicht. Kommen wir erstmal zur eigentlichen "Party".
Nach dem Cosplaywettbewerb und einer kleinen Pause kam DER DJ, auf den ja alle gewartet haben. Ich meinte dazu nur: "Den kenne ich auch! ...vom Eventplakat". Soviel zum Thema Bekanntheitsgrad ;-)
Als er anfing "Musik" zu spielen, flippten alle sofort aus. Es wurde J-Pop vom Feinsten gespielt (das heißt schlechte Techno-Computer-Rythmen gepaart mit quietschigen Mädchenstimmen) und alle (wirklich alle, auch die Männer... was rede ich? Vor allem die Männer) tanzten, dem DJ zugewandt. Aber da man hier sehr viel Wert auf Individualität legt, tanzt man hier den Tanz, der im Lied vorgegeben wird. Und hier hat wirklich jedes Lied eine eigene Choreographie... Naja, so befremdlich das Ganze auch war, wir fanden es doch irgendwie nicht lustig. Und so feierten wir unsere Individualität und tanzten irgendwie (lag natürlich auch daran, dass wir die Tänze nicht kannten, sonst hätten wir natürlich auch mitgemacht... nicht... ;-) ). Aber nach einer Stunde ergriffen wir dann die Flucht und machten uns auf den Weg zum eigentlichen Fest, das etwas außerhalb der Stadt in den Bergen abgehalten wurde. Leider konnten wir dort nicht direkt hinfahren, denn oben waren scheinbar alle Parkplätze bereits belegt, wie uns die netten Menschen mit den Leuchtstäben mitteilten. Also mussten wir einen Sammelbus nehmen, aber die Befürchtung, noch länger zu brauchen, war unbegründet. Wir waren recht schnell dort und konnten das Fest in Augenschein nehmen. 
Wir drei vor der "Willkommens-wand"
Als wir dann um die Ecke gingen, sahen wir ein Meer aus Kerzen. Das sah schon sehr beeindruckend aus!





 Bevor das Feuerwerk begann, kauften wir uns noch einen japanischen Crêpe (gefüllt mit mehr Sahne als allem anderen, aber trotzdem ganz ok). Dann: das Feuerwerk! Untermalt mit Musik erwarteten wir alle natürlich ein ganz normales japanisches Feuerwerk, was heißt: Lange. Tja, irgendwie hatten die Veranstalter eine andere Interpretation von einem Feuerwerk (oder zu wenig Geld), denn das "Feuerwerk" ging bestimmt noch nicht einmal eine Minute lang... ein bisschen enttäuschend, für alle Zuschauer, denke ich. Gleich danach wurde durch einen Lautsprecher das Ende des Festes verkündet, allen Gästen eine gute Heimfahrt gewünscht und noch erklärt, wo die Shuttlebusse losfuhren. Das war ein abruptes Ende... Dem zum Trotz schauten wir uns die aus Schnee gebauten Sachen, die dort rumstanden nochmal genau an und pilgerten den Berg hoch, um nochmal auf das Kerzenmeer hinunterschauen zu können. War gar nicht so einfach, denn es war ziemlich rutschig. Aber, wir überstanden alle heile und ohne Knochenbrüche. :-)





Am nächsten Tag, Sonntag den 11.3 schliefen wir erst einmal aus. Dann fuhren wir nach Nagano, um ein bisschen Sightseeing zu betreiben. In Nagano gibt es allerdings nicht wirklich viel zu sehen, die einzige Sehenswürdigkeit ist der Tempel Zenkô-ji, bei dem ich auch schon war. Wir fuhren dorthin und schauten uns um.




 Zuerst wunderten wir uns ein bisschen, warum heute so viele Menschen anwesend waren, bis es uns wie Schuppen von den Augen fiel: Genau heute vor einem Jahr ereignete sich das große Erdbeben mit anschließendem Tsunami. Die Zeremonie der Priester verpassten wir leider, aber wir stellten uns in der langen Schlange im Tempel an, um für die Opfer zu beten und spendeten anschließend noch einen kleinen Betrag für den Bau eines Tempels am Unglücksort.
Zuvor tasteten wir uns durch den stockfinsteren, unterirdischen Gang des Zenkô-ji (die Besonderheit des Tempels), der Tod und Wiedergeburt symbolisieren soll und versuchten den "Schlüssel der Erlösung" zu ertasten, was uns auch gelang. Glück gehabt! ;-)

Als wir aus dem Tempel hinausgingen, kam gleich eine Reporterin mit Kameramann auf uns zugestürmt und wollte, anlässlich des Datums, ein Interview haben. Wir wollten eigentlich Yuki vorschieben und erklärten, dass unser japanisch sehr schlecht ist, doch das wollte sie nicht hören. Sie ignorierte Yuki und fing an uns nach unseren Gefühlen zu fragen, die wir damals empfanden. Es war wirklich nicht einfach die richtigen Worte zu finden (und dann noch grammatikalisch korrekt zu antworten...). So, jetzt sind wir berühmt, weil uns der Lokalsender von Nagano interviewt hat! Jetzt wisst ihr bescheid. Endlich mal ein Celebrity in der Familie! ;-)
Danach haben wir noch kurz an einem Wohltätigkeitskonzert vorbeigeschaut, das in einem Gebäude der Tempelanlage abgehalten wurde, bevor wir den Rest der Anlage besichtigten.





Der nächste Punkt auf unserer Liste war: Essen! Wir fuhren in ein Family Restaurant, weil ich wusste, dass es dort sehr leckere Nudeln gab. Diese aßen wir genüsslich (es hätte aber ruhig ein bisschen mehr sein können...) und teilten uns anschließend eine Dessert-Pizza! Diese sah zwar leckerer aus, als sie war, aber trotzdem war sie in Ordnung (aber warum da Cornflakes drauf waren, verstehe ich heute noch nicht...).
Auf dem Weg zum Restaurant gesehen. Die zwei Giraffen gehörten zu einem Gartengeschäft
Live sehen die Berge natürlich noch um einiges schöner aus...

Der Nachtisch...
...den der gemeine Yuki ganz für sich alleine haben wollte ;-)
Gesättigt ging es weiter, erst kurz in ein Snowboardgeschäft (weil Yuki da was schauen wollte) und dann ins Round One Bowling spielen. Auch wenn ich verloren habe, hat es sehr viel Spaß gemacht!
Drei Engel für... die Bowlingkugel? ;-)


Am Wochenende noch Frühlingswetter, wurden wir am Montag von einem erneuten Schneefall überrascht. Über Nacht war einfach alles wieder weiß... Das hört hier aber auch nie auf! 
Der Hund fands auch nicht so dolle... :-)









Wegen viel Schnee und Matsch konnte Dominique leider nicht so viel draußen arbeiten, sondern musste größtenteils bei mir im Haus bleiben und mich auf den Spaziergängen begleiten... die Arme ;-) So hatte der Schnee doch auch was Gutes! Aber alles was Spaß macht geht leider auch viel zu schnell rum. Schon war es wieder Wochenende. (Oh nein!)


Wochenende schön und gut, aber das hier war leider schon das Letzte mit Dominique. Da sie sich so sehr wünschte, zu den in Onsen badenden Affen zu gehen, wollte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen und besuchte meine pelzigen Freunde nun zum dritten Mal. Also fuhren wir am Samstag, den 17.3 mit Yuki und Brian (der in den 5 Jahren, die er hier nun lebt, es nicht ein einziges Mal geschafft hat, die Affen zu besuchen) zum Snow-Monkey Park. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, regnete es und war etwas kühl. Aber davon ließen wir uns auch nicht abhalten! So wanderten wir den laaangen Weg hinauf zu den Affen. 
Da ich die ganze Umgebung und die Affen kannte, war es für mich natürlich nicht mehr allzu spannend, aber ich freute mich, dass es Dominique trotz Regen sehr gefallen hat. Was ich aber lustig fand, waren die Menschen, die mit ihren Regenschirmen um das Affenbecken herumstanden. Sah schon sehr lustig aus. Was die Affen sich wohl gedacht haben?
Aber trotz Regen badeten die Affen fleißig im Onsen.
 Wir blieben eine Weile und gingen dann aber recht zügig wieder Richtung Auto. Der armen Dominique stand das Wasser schon in den Schuhen, da die geliehenen Schuhe anscheinend mehr als wasserdurchlässig waren. Zum Glück hatte sie noch Ersatzschuhe im Auto, doch dorthin mussten wir ja erstmal laufen.
Am Parkplatz war ein kleines Restaurant (zumindest sah es von außen klein aus) und wir beschlossen, dort essen zu gehen. Es war ein sehr süßes japanisches Restaurant mit vielversprechender Speisekarte.
Mein Essen: Ich wählte Tempura (frittiertes Gemüse) auf Reis. Sehr lecker!
Anschließend fuhren wir zurück ins Watanabe Haus, Brian verabschiedete sich, denn er hatte scheinbar noch Dinge zu erledigen, und wir ruhten uns eine Weile aus. Vorher begrüßten wir aber noch das neue Watanabe Haus Mitglied, einen Franzosen namens Louis. Er wird jetzt für 2 oder 3 Wochen als Sarah und Joes Helfer arbeiten.
Gegen Abend dann ging es weiter nach Nagano. Wir fuhren ins Manekineko-Karaoke. Es hat viel Spaß gemacht, auch wenn wir zwischendrin unseren Raum wechseln mussten, weil die Bedienung des Karaokegerätes gestreikt hat. Dafür haben wir aber nochmal 30 Minuten gut bekommen.
Von links ausgehend: Yuki, ich, Dominique, Kaori und Louis
Danach wollten Yuki, Dominique und ich eigentlich noch in einen Club gehen, aber dieses Wochenende war irgendwie überhaupt nichts los. Zu teuer und keine Menschen da, sodass wir beschlossen wieder heim zu fahren. Auf dem Rückweg allerdings kamen wir an einem Second-Hand-shop vorbei der 24 Stunden geöffnet hatte! Kurzerhand gingen wir statt tanzen eben shoppen. Und was für ein Shoppingparadies! Vor allem für Menschen die Computerspiele oder Ähnliches spielen. Das war so krass, was es da alles gab! Zum Glück gab es auch alte Sachen von früher (Super Nintendo, etc), mit denen ich auch was anfangen kann. Das ganze Neumodische Zeug sagt mir ja nichts, da bin ich schon zu alt für! ;-)
Jedenfalls verbrachten wir bestimmt gute zwei Stunden in dem Laden. Ich erbeutete ein Super Nintendo Spiel (ich habe mich zurückgehalten, ich hätte durchaus mehr kaufen können...), einen Gameboy Advance (für nur 20 Euro!) und dazu noch einige Spiele. Hat sich gelohnt muss ich sagen!
Das hier ist nur ein Teil der angebotenen Super Nintendo Spiele...



Ich habe mir einen ROSA HELLO KITTY Gameboy Advance gekauft!! Ist der nicht cool? :-)
Aber es gab nicht nur Spiele dort, nein, es gab alles Mögliche. Von Spielzeugautos, Merchandise, Animefiguren bis hin zu Klamotten, Gitarren und sogar Angelzubehör... Schon verrückt. Aber eine gute Idee wie ich finde! Sollte man in Deutschland auch einführen. Wenn man nicht in einen Club reingelassen wird, kann man dann einfach shoppen gehen. Finde ich super!
Wieder im Watanabe Haus angekommen (um ca. 3 Uhr nachts) kochte ich noch Nudeln mit Sahnesoße, weil wir alle Hunger hatten. 


Am nächsten Tag machten wir einen Gammeltag (Sonntag ist ja schließlich ein Ruhetag...). Wir organisierten Dominiques Bustickets nach Tôkyô und von Tôkyô nach Kyôto über das Internet und schafften noch ein bisschen Ordnung in meinem Zimmer, denn da sah es wirklich ein wenig wüst aus. 


Die restlichen zwei Tage mit Dominique gingen leider auch sehr schnell rum. Am Mittwoch früh, den 21.3  brachten wir sie nach Nagano, denn von dort aus fuhr ihr Bus nach Tôkyô. Der Bus fuhr auch schon um 6.20 Uhr, sodass wir etwa um 5 aufstehen mussten. Sie fuhr so früh, weil sie sich gegen Mittag mit ihrem Freund Daniel verabredet hatte, der an diesem Tag ebenfalls nach Japan kam, um hier ein Semester lang mit ihr zusammen in Kyôto zu studieren. Später am Tag erhielt ich noch eine Nachricht von Dominique, dass sie heile in Tôkyô angekommen ist und dass mit dem Treffen alles gut geklappt hat. Da war ich beruhigt, mein Alltag konnte wie gewohnt weitergehen.


Aber da ich hier ja nie in Ruhe sein kann, geht es nächste Woche auch gleich weiter... deeeenn: Inge, Papa und Alena kommen mich besuchen!! Wie sagte Inge? "Erbarmen, zu spät! Die Hesse komme!" Passt super, wie ich finde ;-) In knapp 6 Stunden fahren die drei auch schon zum Flughafen und fliegen los! Morgen kommen sie dann in Tôkyô an. Heile, wie ich hoffe. Der Plan sieht wie folgt aus: Erst ein paar Tage Tôkyô zum Ankommen, dann am Mittwoch (28.3) wird das Mietauto geholt und ab gehts nach Obuse zu mir! Hier bis zum 7 April verweilen, anschließend geht es mit mir im Gepäck nach Kyôto. Für mich nur zwei Tage, denn ich muss ja auch wieder arbeiten, aber Hauptsache ich kann überhaupt mit! Das ist der grobe Plan, Änderungen natürlich vorbehalten ;-) Natürlich weiß ich nicht, ob ich Zeit haben werde einen Blog zu schreiben. Ich gebe mir Mühe, aber falls es nicht klappt, bitte nicht böse sein :-)

Bis dahin,  じゃあね!(^.^)/

Mittwoch, 14. März 2012

Wie man Sembei und eine Shintô-zeremonie macht... (und andere Geschichten)

Oh mann, kaum hat man den alten Blog fertig geschrieben gibt es schon wieder so viel Neues zu berichten. Hach, ich lebe aber auch vielleicht in einem busy Dörfchen... ;-)

Dann fange ich ganz schnell mal mit dem Freitag, den 17.2 an. An diesem Abend kam ein wohl namhafter DJ in einen kleinen Club in Nagano. Ein paar japanische Freunde luden mich ein, doch mit ihnen dort hin zu gehen. Wir machten uns dann abends zu dritt auf den Weg, Kaori, Yuki und ich. Kaori fuhr mit dem Auto. Allerdings musste sie schon um 2 Uhr wieder gehen, doch das war mir etwas zu früh. Die Stimmung war ganz gut und "außerdem fährt der erste Zug zurück ja schon um 5 Uhr" (so dachte ich jedenfalls...).
Um zwanzig nach vier war die Party schon zu Ende und Yuki (der netterweise mit mir dort geblieben war) und ich machten uns auf den Weg Richtung Bahnhof. Noch eine halbe Stunde bis 5. Wir holten uns eine Kleinigkeit bei Mc Donald (da durften wir uns natürlich nicht reinsetzen, nur noch Take-out! Nicht so nett...) und wollten gerade den Eingang um Zug hinunterlaufen. Doch ein Eisengitter hielt uns auf. Darüber die Tafel mit den Abfahrzeiten des Zuges: erster Zug um 6.25 Uhr... Okay... halb sieben... gut. Also hatten wir noch gut zwei Stunden Zeit. Glücklicherweise schneite es nicht, sonst wäre es ja noch kälter gewesen... Erste Idee: Karaoke. Die Karaokebars sagten aber: Nur bis 5. Hm, also auch keine Lösung. Doch da wir ja hier in Japan sind und es hier komische Menschen sowie dazugehörige Geschäfte gibt (zum Glück!), gingen wir in einen nahegelegenen Internetladen. Aber nicht irgendein Internetladen. Dort konnte man sich entweder einen Stuhl, oder gleich eine ganze Box mit Computer und Pipapo mieten (auch gar nicht so teuer - eine Stunde ca. 5 Euro). Und hier in dem Laden gibt es ja echt alles: Mangabücher bis zum Abwinken, einen Getränkeautomat, einen Massagestuhl (natürlich gleich ausprobiert) und Essen, das man sich kaufen kann. Falls man dort "wohnen" möchte, gibt es natürlich auch Duschen, eine kleine Küche (Toiletten auch - versteht sich ja von selbst) und ein Telefon. Es gibt wirklich Leute, die dort wohnen...Habe ich zumindest gehört... Also verbrachten wir die restlichen anderthalb Stunden in diesem Internetladen und schauten einen unglaublich doofen Film (irgendeinen Krimi/Action-Verschnitt), bevor es dann zurück nach Hause ging.
Blick von "unserer" Box aus

"Unsere" Box

Ein Teil des Internetladens
Und weil der Zug so lange braucht, waren wir erst um halb 8 Uhr morgens zu Hause. Also, ob ich das nochmal so mache, muss ich mir wirklich überlegen. Denn, so interessant auch so ein Internetdingens ist, so ganz unbedingt muss ich da nicht nochmal hin...

Am Dienstag, den 21.2 ging es mit Sarah und William nach Tôkyô. Wieder dorthin, wo wir auch letztes Mal waren, in der Nähe des Hybiya-Parks. Dorthin gingen wir aber diesmal nicht, sondern unser Weg führte direkt zum Kaiserpalast. Wir hatten ebenfalls super Glück mit dem Wetter, denn es war schon richtig warm und fast schon Frühling.
Allerdings kann man nur einmal im Jahr, und zwar am Geburtstag des Tennô, in den Kaiserpalast hineingehen. Und da an diesem Tag nicht der Geburtstag war, mussten wir uns mit der Außenanlage begnügen. Aber da diese auch sehr schön war, war das schon okay so.












Der Todesfall-zähler an der Kreuzung. Beim letzten Mal noch null, heute eine fette Eins... Das war schon irgendwie gruselig...
Als Sarah mit ihrem Meeting fertig war, sind wir in ein anderes Viertel von Tôkyô gefahren, um uns eine Sembei-Fabrik anzuschauen. Sembei sind Reiscracker, die es in den verschiedensten Variationen gibt. Und lecker sind die auch noch! Und zu sehen, wie die hergestellt werden war auch nochmal ziemlich interessant!
Das Sembei-Geschäft (die Fabrik war dahinter - wobei ich vielleicht erwähnen sollte, dass es eine wirklich kleine Winzfabrik war...)

William hatte natürlich gleich etwas was er haben wollte entdeckt...

...und mir dann auch gleich stolz präsentiert :-)

Suchbild: Wo ist die Tür zur Fabrik?


Die geheime Tür zur Fabrik (wir sind allerdings durch einen Seiteneingang am Gebäude reingegangen)


Der Chef der Fabrik (der Typ rechts mit dem Mundschutz) hat uns durch die Fabrik geführt und uns alles erklärt (natürlich habe ich nicht alles verstanden, wie immer halt...)




Hier wird ein Teil der Sembei in Öl frittiert (meine ich verstanden zu haben...)


Der Reis aus dem die Sembei gemacht sind

Der Mensch, der die Algen für die Sembei schneidet.

Hier werden die Sembei geröstet

...da gab es wirklich seeehr viele


Am Ende werden alle Teile zusammengefügt...

...und heraus kommt ein Sembei :-)



Als wir zurückfahren wollten, kam auf einmal ein älterer Mann zu mir (wie sich herausstellte der Vater des Chefs von der Sembei-Fabrik) und drückte mir eine mysteriöse Schachtel in die Hand. Ich schaute hinein und sah: KUCHEN! Das war wirklich super! Wer kriegt denn bitte einfach so Kuchen geschenkt? :-) Natürlich habe ich nicht alles alleine gegessen, sondern am Abend brav mit Sarah aufgeteilt und nur ein paar Stücke mit nach Hause genommen.

Alles in allem war es ein super Erlebnis mal hinter die Kulissen schauen zu können (und gratis Kostproben abzustauben ;-) ).
Später fuhren wir noch zum Custco (wir erinnern uns: der riiiiiesige Supermarkt, in dem es fast alles zu kaufen gibt was das Herz begehrt. Wir waren damals auf Fukuoka in einem.) und kauften ein. Wir kauften zwei ganze Wägen (im Custco sind die ziemlich groß), sodass wir beim Einräumen in das Auto schon fast Tetris spielen mussten, weil wir einfach zu viel hatten. Aber, geschickt wie wir sind, schafften wir das natürlich mit Links. Wir kamen abends, etwa gegen 21.30 Uhr, wieder in Obuse an. Ein langer Tag aber aufregender und abwechslungsreicher Tag ging zu Ende und ich war dann wirklich froh, in meinem Bett zu liegen!

Am Samstag, den 25.5 hatte Joe Geburtstag. Und weil ich so ein Backtalent bin (und weil mich Sarah darum indirekt gebeten hatte), backte ich einen Kuchen. Aber nicht irgendeinen einfachen Kuchen (nagut, ich muss zugeben, dass ich die Bisquitrolle einfach nicht hinbekommen habe...), sondern einen gesunden Karottenkuchen mit gaanz wenig Zucker. Lag auch daran, dass wir nicht mehr so viel Zucker hatten...
Herausgekommen ist ein ganz gut gelungener Kuchen, vor allem für das erste Mal backen, wie ich finde.
Yuki verzierte den Kuchen noch mit dem Schriftzug "Omedetou" was soviel heißt wie "Glückwunsch". Joe hat sich natürlich sehr gefreut, was mich wiederum sehr gefreut hat.

Nachdem wir (Sarah, Joe, Yuki und ich) den Kuchen gegessen hatten, wollten Yuki und ich eigentlich mit dem Fahrrad nach Suzaka (die Nachbarstadt von Obuse) fahren, doch es kam vorher noch ein bisschen anders. Als wir nämlich am Obuse-dô vorbeigingen, sahen wir, dass drinnen Kameras und etliche andere Sachen aufgebaut waren. Neugierig wie wir sind, schauten wir kurz rein und da kam uns auch schon Sarah entgegen (nach dem Kuchen essen verschwand diese nämlich wieder, weil sie noch Sachen auf der Arbeit erledigen musste. Um was es sich dabei handelte, wusste ich vorher natürlich nicht). Ich fragte sie, was sie denn hier machen und sie sagte, es handele sich um eine Shintô-zeremonie. Bevor ich auch noch ein Wort sagen konnte sagte sie: "Ach, mach doch mit!" und zog mich in den Raum. Neben den Kameras und den Fotografen waren fast alle Mitarbeiter des Obuse-dô versammelt (vor allem aber die hohen Tiere). Die Prozession lief folgendermaßen ab: Anfangs kam ein Priester sprach ein Gebet (oder mehrere, ich weiß nicht genau) und vollzog die Prozedur. Dann erklärte er den Anwesenden was zu tun war. Von ihm erhielten wie einen Zweig, den wir in einer bestimmten Reihenfolge in der Hand drehen mussten, bevor wir ihn auf den Altar platzierten. Zwischendrin ein paarmal Verbeugen, dann die Hände zweimal zusammenklatschen und schließlich in einer bestimmten Weise falten und dann beten. Das Ganze natürlich vor allen Anwesenden, vor den Kameras und überhaupt. Da war ich dann doch schon etwas aufgeregt... Als mein Name aufgerufen wurde (natürlich mal wieder total unerwartet) tat ich wie mir befohlen und vollzog die Prozedur, fehlerlos! Nur mein Klatschen war eher ein Patschen, aber im Endeffekt egal, denn ich hatte die Aufgabe ansonsten mit Bravour gemeistert! Puh, danach war ich richtig erleichtert. Meine erste Shintô-zeremonie und dann auch noch vor ganz vielen Leuten. Trotzdem bin ich froh, dass Sarah mir die Möglichkeit gegeben hat, daran teilzunehmen. Leider habe ich selbst keine Fotos von mir, während der Prozedur, aber danach habe ich wenigstens von der Location einige machen können. Wie ich später auf Nachfrage erfuhr, diente diese Zeremonie dazu, den Gott um ein weiteres Jahr Erfolg für die Sake-Brauerei zu bitten. Da habe ich mal wieder was gelernt!


Nach diesem spontanen Event fuhren wir dann trotzdem noch mit dem Rad nach Suzaka, um im Second-Hand-Shop dort einkaufen zu gehen (wieder mal erfolgreich, zumindest was mich betrifft :-) ). Das war ein wirklich unerwartet aufregender Tag!

Am Abend des 2.3, ein Freitag, fuhren Yuki und ich spontan mit einem Mietauto (warum wir eigentlich ein Mietauto hatten, erfahrt ihr später) nach Nagano ins Round 1, um Billiard zu spielen. Die Billiard-tische befanden sich im "Amusement"-Bereich. Doch natürlich stehen dort nicht nur Billiardtische herum, sondern neben diversen Spielautomaten gibt es noch allerlei Spielereien, wie zB einen mechanischen Bullen zum Reiten, Karaoke, eine Inliner-Bahn, Angeln, etc pp.
Das Erste was meine Aufmerksamkeit erregte war natürlich der Kinderbereich. Der war aber auch spaßig! Ich zeige euch einfach mal Fotos, denn das ist einfacher als das ganze Rumerzähle :-)
Der Kinderbereich: zum Glück waren um diese Uhrzeit keine Kinder mehr da, denn das wäre für die ja echt peinlich gewesen... ;-)

Das Ding hat sich gedreht und es war wirklich nicht leicht sich einmal drehen zu lassen. Zumal das Ding sich relativ langsam gedreht hat... Lustig wars trotzdem :-) Ach, und geschafft habe ich es übrigens auch!




Naja, was man hier machen konnte, sieht man ja :-)

Und weil ich immer getroffen habe, bastelte sich Yuki notgedrungen einen Helm aus einem Körbchen, das eigentlich zum Bällesammeln gedacht war.


Danach erstmal im Massagesessel entspannen!



Ein Poserbild muss auch sein ;-) Und dazu muss noch gesagt sein: Ich habe den Ball wirklich versenkt! Wuhu! ...trotzdem habe ich verloren :-O

Man konnte sogar Angeln...echte Fische...  das fand ich wiederum echt eklig und irgendwie gemein...

Spielautomaten wie im Gamecenter dürfen in einer Amusement-Abteilung natürlich auch nicht fehlen!

Das Spiel hier ist auch echt cool. Man muss den Tisch nach vorne  umschmeißen und  dabei möglichst viel zerschmettern, um zu gewinnen. So komische Sachen gibts hier... Trotzdem total lustig!
Leider war der Akku meiner Kamera dann leer, sodass ich keine weiteren Fotos mehr machen konnte... Darum noch kurz: Ich ritt noch den wilden Plastikbullen und ein Pferd in einem bescheuerten Pferderennspiel, fuhr Inliner, spielte Basketball, versuchte mich im Schießen und zum Schluß sangen wir noch ein wenig Karaoke. Ein sehr gelungener, spaßiger und vor allem spontaner Abend.

Das nächste Spannende, was ich zu erzählen habe, ereignete sich am nächsten Tag, dem 3.3.
Weil Yuki so gerne Snowboard fährt (und mich die letzten Wochenenden immer wieder damit genervt hat, wie unglaublich gerne er doch Snowboard fahren will), habe ich nachgegeben und wir sind mit dem Mietauto (nur deshalb hatten wir nämlich das Auto überhaupt gemietet) zu einem nahegelegenen Skiort gefahren. Und weil ich vorher noch nie Snowboard gefahren bin, war das schon eine etwas größere Sache für mich. Zuerst aßen wir eine Kleinigkeit in einem Imbiss, wo wir dann auch die Snowboards und meine Schneekleidung ausliehen.


Unser Imbiss -Schrägstrich- Ausleihladen

Doch erstmal eine kleine Stärkung, ich: Soba, Yuki: Curryreis
Das Dessert: ein seehr leckerer Crepe mit Milcheis 
Im Umkleidungszimmer: Die Puppen für das Hina-Matsuri oder auch Mädchenfest, das an diesem Tag gefeiert wurde.


Juhu! Ich mit Snowboard

Wir mit Snowboards :-)
Und auch das Wetter hat teilweise mitgespielt :-)
An sich hat das Snowboarden Spaß gemacht, aber es war natürlich auch sehr anstrengend. Und für das erste Mal habe ich das wohl auch sehr gut gemacht. Zumindest hat das Yuki gesagt (wie ehrlich er dabei war, weiß ich natürlich auch nicht ;-) ). Netterweise gab er mir sogar ein bisschen Snowboard-Unterricht. Als ich dann eine Pause machte, fuhr er dann ein paar Mal den wirklich hohen Berg hinunter. Ich blieb aber lieber auf dem Anfängerberg, von dem auch die kleinen Kindern mit ihren Schlitten runterfuhren...
Nachmittags, auf dem Rückeweg dann, gingen wir noch schnell in einen Onsen. Es war wirklich entspannend, so durchgefrohren in einen heißen Onsen zu steigen und sich zu entspannen. Weil ich die Einzige im Frauenonsen war, konnte ich nach dem Bad auch noch ein paar Fotos schießen, sodass ihr mal seht, wie es in einem Onsen ungefähr aussieht :-) (Als Yuki die Fotos gesehen hat, sagte er mir ganz entrüstet, dass im Männeronsen nur ein Becken war, und nicht zwei, und es bei Weitem nicht so sauber war! Dasselbe hat mir Tobi nach unserem Onsengang auch erzählt und jetzt glaube ich einfach, dass Frauenonsen viel schöner sind als die Männeronsen... Da hab ich aber nochmal Glück gehabt ;-) )




Das Gebäude rechts hinten ist der Onsen in dem wir waren. Man sieht es schlecht, aber man kann es vielleicht erahnen...
Unser Mietauto muss natürlich auch noch mal fotografiert werden :-)
Leider hatten wir nicht mehr soviel Zeit, denn abends war Zeit für Obusession! Wir schafften es aber noch rechtzeitig zum Vortrag. Diesmal war ein Designer zu Gast, der aus japanischen Regenschirmen Lampen baut. Das war sehr interessant, auch wenn ich mal wieder nicht alles verstanden habe.


Danach natürlich wieder ab in die Bar. Diesmal waren aber  wirklich viele Leute da, deshalb auch das Foto. So viele waren nämlich noch nie da. Ich lernte auch eine Pianistin kennen, die hoffentlich auch nächste Mal kommt, wenn mein Papa auch da ist. Dann können sie sich austauschen :-)

Rechts: Lisa, Links: Kaori. Lisa ist Williams "Summer-Nanny", halb Japanerin, halb Engländerin. Sie wohnt jetzt für ein Jahr hier (zumindest hat sie es vor) und arbeitet am Obuse-dô.
Die Obusession war natürlich wieder total cool, aber anscheinend war das ganze Wochenende ein bisschen anstrengend für mich, sodass ich am nächsten Tag mit Halsweh und Schnupfen im Bett lag. Ich gesundete aber auch wieder recht schnell und jetzt geht es mir wieder gut! Trotzdem hat das alles großen Spaß gemacht und wer weiß, vielleicht fahre ich demnächst wieder mal Snowboard :-)

Momentan habe ich auch deutschen Besuch von meiner Freundin und Kommilitonin Dominique (sie studiert derzeit in Kyôto, hat aber noch bis Ende März Semesterferien). Sie wohnt nun in meinem Zimmer und arbeitet als Helfer für Sarah und Joe. Und was wir so alles schon zusammen erlebt haben, das erfahrt ihr im nächsten Blog :-) Bis dann! またね!(^-^)