Sonntag, 30. Oktober 2011

Japanische Alpen und japanische Künstler

Endlich komme ich dazu zu berichten, was mein lieber Papa und ich denn so alles erlebt haben. Macht euch also auf einen laaangen Blog gefasst...

Ach, aber vorher noch ein winziger Exkurs, denn im letzten Bericht hatte ich vergessen zu erwähnen, dass wir ja jetzt Hühner im Garten haben!  Das ist eine Nachricht von so großer Wichtigkeit, dass ich sie euch auf keinen Fall vorenthalten wollte! Falls man sich noch erinnert: Scott, der Helfer der vor einer Weile hier war, hatte ja ein Hühnerhaus gebaut. Antoine und Cherie, die zwei Helfer, die im Moment hier wohnen, vollendeten das Werk mit einem Zaun, der weder Tiere hinein noch hinauslässt. Jetzt sind dort zwei Hühner und ein Hahn sesshaft. Das Foto ist leider ein bisschen unscharf, da die doofen Viecher immer vor mir weggelaufen sind... Anscheinend bin ich doch furchteinflößender als ich angenommen habe ;-)

Weiter zum Wesentlichen: Am Donnerstag, den 20.10 fuhren Papa und ich ersteinmal nach Nagano, das Mietauto abholen. Danach ging es weiter in Richtung Kamikochi, den japanischen Alpen. Wenn es jetzt im Gedächtnis klingelt: ich hatte schon einmal vor nach Kamikochi zu fahren, nämlich mit Scott. Das klappte aber dann doch nicht, da es wirklich umständlich ist dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzukommen. Aber auch mit Auto entpuppte sich der Weg dorthin als nicht ganz so einfach. Während die Autobahnfahrt ruhig verlief war die Fahrt durch die engen, gewundenen Straßen (natürlich mit Gegenverkehr, der vorwiegend aus großen Reisebussen bestand) etwas nervenaufreibender.(Trozdem war die Sicht schon hier atemberaubend!)
Aber Papa ist ja ein guter Fahrer (ich erinnere jetzt NICHT an den Fall der letzten Japanreise, bei dem Papa das nagelneue Mietauto durch Rückwärtsfahren und das Nichtbeachten eines Steines, der im Weg lag, halb zerstörte ;-) ), also war das ja auch alles kein Problem.
Nach einer langen Autofahrt kamen wir bei einem Parkplatz an. Dort mussten wir das Auto dann abstellen und in einen Bus umsteigen, der wiederum direkt (mit Ausnahme von ein paar weiteren Haltestellen) nach Kamikochi fuhr. Vor dem Eingangstunnel stand sogar die Polizei, die aufpasste, dass auch ja nur Busse und Taxis nach Kamikochi fuhren und bloß keine Autos von Touristen. Man sieht, auch mit dem Auto ist es nicht gerade einfach zum Ziel zu gelangen. Aber der Eingangstunnel ist meiner Meinung nach auch eine Erwähnung wert. Es handelte sich nicht um einen einfachen 100 Meter Tunnel. Nein, dieser hier ging gefühlte 3 km lang steil nach oben. Dass der Bus es schaffte da durch zu fahren ist schon ein Wunder! Mit heulendem Motor zwar, aber immerhin hat er es geschafft.
Endlich wieder am Tageslicht angekommen, hatten wir schon aus dem Bus eine noch atemberaubendere Aussicht! Ein paar Minuten später hielt der Bus an einer Haltestelle und wir beschlossen, dort auszusteigen und uns die Gegend anzuschauen. Raus aus dem stickigen Bus an die gute frische Bergluft. Das Wetter spielte zum Glück auch mit, es war wunderbar sonnig, keine Wolke am Himmel (am Anfang noch nichtmal anständige Fotowolken), nicht zu warm und nicht zu kalt.

Und die Aussicht war einfach der Hammer. Hier einfach mal ein paar Fotos von der Gegend, damit ihr euch die ganze Szenerie vorstellen könnt.
So, extra die doofen Leute neben uns weggeschnitten, damit es so aussieht als wären wir gaaanz alleine in der Wildnis gewesen ;-)
Nach einer Weile des Bestaunens und des Natur-genießens schauten wir uns einen Lageplan der Gegend an.
Rechts oben, der rote Fleck, bestimmte unsere gegenwärtige Position. Unser Ziel, die Kappa-Brücke, war in der Mitte. Dort wo auch das große blaue Schild auf die Bus und Taxihaltestelle hinweist. War ja gar nicht sooo weit. Wir beschlossen, gemütlich dort hin zu wandern.
Hier nur zwei von mindestens drei Enten zu sehen
Doch vorher noch ein kleiner Snack. Ich hatte am Morgen nämlich extra noch Reisbällchen vorbereitet, weil ich wusste, dass wir mit Sicherheit irgendwann ein bisschen Hunger bekommen würden. Und was ist da besser, als ein kleiner Reissnack? Dummerweise wussten das nicht nur wir, sondern auch die Enten... Und so wurden wir "etwas" belagert...






Darunter war auch ungefähr die süßeste Ente, die ich bis dato je gesehen hatte. Und sie hatte den Hundeaugen-Bettelblick ja sowas von drauf...
Wie sie schmachtend und voller Erwartungen auf Papa mit seinem Reisbällchen in der Hand schaut...
Ist sie nicht einfach herzallerliebst? Kein Wunder, dass Papa aus Versehen ein paar Reiskrümel auf den Boden gefallen sind...
Fertig mit dem Snack und somit von den Enten mit keinerlei Blicken mehr gewürdigt, zogen wir weiter unseres Weges. Ich zeige euch einfach ein paar Fotos, denn manchmal sagen Fotos ja bekanntlich mehr als Worte :-)


Wenn man mal genau hinschat, sieht dieser Berg und die Schatten darauf aus, wie das Gesicht eines Affen. Wer sieht ihn? :-)










 Nach ungefähr anderthalb Stunden erreichten wir auch unser selbsterklärtes Ziel: Die Kappa-Brücke.


Dort gönnten wir uns erstmal eine Soba und als Nachtisch ein leckeres Vanille-softeis. Hier war es uns allerding etwas zu touristisch, da hier viele Omiyage-Geschäfte und ein großes Hotel waren. Ich musste aber natürlich auch noch ein Omiyage für das Watanabe Haus kaufen, in sofern war das mit den Geschäften natürlich nicht ganz unpraktisch :-)
Schnell etwas gekauft (okay von schnell kann nicht die Rede sein. Ich brauche immer ewig um mich zwischen den Mitbringel-süßigkeiten zu entscheiden. Sieht aber auch alles immer so lecker aus. Und der Preis spielt natürlich auch eine Rolle...) machten wir uns auf den Rückweg. Wir liefen natürlich nicht alles nochmal zurück, nein! Ein paar hundert Meter weiter war ja die Bushaltestelle. Wir hatten auch Glück, denn es fuhr sofort ein Bus zurück zu unserem Autoparkplatz.
Nochmal ein abschließender Blick auf die Kappa-Brücke...

...und dann schnell in den Bus gehüpft! :-)

Und auf dem Parkplatz nochmal etwas schönes Rotes gesehen. Der Herbst hat wohl wirklich Einzug erhalten...
Gegen halb 5 kamen wir am Parkplatz an und machten uns dann auf den Rückweg nach Obuse. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, das korrekte Einstellen des Navigationsgerätes betreffend, konnten wir endlich starten.
Es war ein wirklich schöner Tag. Wir hatten super Glück mit dem Wetter, denn die nächsten Tage sollte es nicht ganz so schön werden. Also, das haben wir mal wieder gut hingekriegt, finde ich!

Am nächsten Tag, Freitag, den 21.10, mussten wir wieder früh aufstehen, denn Papa hatte Unterricht in Matsumoto zu geben. Und um diese Zeit fand gerade die Ghibli-Ausstellung statt (Ich hatte das mal erwähnt, als ich das letzte Mal in Matsumoto war). Da musste ich natürlich mit! Antoine und Cherie nahmen wir auch mit, da sie ja sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätten, mal so einfach nach Matsumoto zu kommen. Kurz bevor wir uns zum Auto aufmachten kam Teppei noch im Watanabe Haus vorbei. (Teppei ist ein Mitarbeiter im Hotel und kommt uns gelegentlich mal besuchen) Und da er an diesem Tag zufällig Urlaub hatte und wir ihn einluden, kam er auch noch spontan mit. Also fuhren wir mit vollbesetztem Auto, zu fünft nach Matsumoto.
Während Papa seine Unterrichtsstunde abhielt, gingen die anderen drei zum Matsumoto castle und ich in eine nahegelegene Shoppingmall. Da ich schon zweimal das Matsumoto Schloß besichtigt hatte, wollte ich mir ein drittes Mal ersparen und so genoß ich das herumschlendern und das Anschauen der vielfältigen Auswahl eines japanischen Kaufhauses. Als Papas Unterricht beendet war, trafen wir uns alle wieder und gingen zusammen in ein ebenfalls nahegelegenes Restaurant essen. Papas Kollege Seiji und eine Schülerin gingen ebenfalls mit essen.
Nach einem üppigen Mahl machten wir uns auf den Weg in das Matsumoto Kunstmuseum um uns die Ghibli Ausstellung anzuschauen. Nocheinmal zur Erklärung für alle Unwissenden: Ghibli studios produzieren seit längerer Zeit sehr populäre Animefilme. Das Besondere: Alles ist nach alter Schule handgezeichnet! Diese Ausstellung widmete sich also ganz den Storyboards zu den bisher produzierten Filmen. Es war einfach der Wahnsinn! Es ist unbeschreiblich wie Hayao Miyazaki (auf seinem Mist ist das Ghibli Stuio gewachsen) zeichnen kann!
Leider durfte man in der Ausstellung selber keine Fotos der Skizzen machen, aber es gab ein paar Stationen nach der Ausstellung an denen es durchaus erlaubt war.




Immer wieder süß: Die Wegweiser
Yeaaah! Einmal auf Totoro liegen ist doch der Herzenswunsch eines jeden, der Totoro kennt! Wenn man ihn schon nicht als Nachbar haben kann... (Ganz hinten übrigens Seiji, Papas Kollege)

Die Wand war wirklich lustig. Jeder Besucher bekam einen Sticker und konnte hierauf dann etwas malen. Die Meisten malten ein Rußmännchen (Die schwarzen runden Viecher mit den großen Augen). Ich folgte diesem Beispiel und malte auch ein Rußmännchen, hier allerdings nicht im Bild :-)

Die Waldgeister aus Prinzessin Mononoke :-)

Wir haben Ponyo gefangen! Cool! :-)

Von links: Teppei, Antoine und Cherie, die ebenfalls Ponyo fangen konnten :-)

Sogar der Aufzug war verziert!
Ich liebe Totoro! :-)
Und ja, neuerdings nicht mehr Elevator sondern Elevatar. Aber hauptsache immer schön einen Totoro draufmalen :-)
Man konnte zwar die Skizzen nicht fotografieren, aber immerhin die Postkarten mit den Bildern drauf. Und kaufen konnte man die natürlich auch noch. Da musste ich zugreifen! Leider war die Auswahl nicht so groß. In der Ausstellung gab es teilweise viel schönere Motive... aber naja, manchmal muss man sich eben mit dem begnügen was man kriegen kann...
Fazit: Die Ausstellung war sehr schön, ich hätte mir wirklich gerne eine Originalskizze mitgenommen :-)
Anschließend fuhren wir noch zur Post, da ich noch Päckchen nach Deutschland loswerden musste (an wen verrate ich hier allerdings nicht, sonst ist die Überraschung ja futsch ;-) )
Dann fuhren wir noch ein einen Elektronikgeschäft, in etwa mit dem Saturn zu vergleichen, und dort konnte ich mir endlich eine neue Kamera kaufen! Juhu! Endlich! Eine Canon. Bisher bin ich noch nicht so wirklich dazu gekommen sie zu testen, aber das wird noch :-)
Abends wieder zuhause angekommen zog Papa erstmal ins Watanabe Haus ein. Abstieg vom riesen Hotelzimmer ins Winzzimmer im Watanabe Haus. Aber wenigstens war er nun in guter Gesellschaft :-)

Am Tag darauf, Samstag, den 22.10, legten wir einen Obuse-Tag ein. Papa brachte morgens erstmal das Auto zurück nach Nagano. Als er wieder zurück war, besuchten wir zuerst das "Alte Bücher-Fest" in Obuse, also eine Art Bücherflohmarkt mit alten japanischen Büchern und dann das Hokusai Museum. Wirklich beeindruckend, wie Hokusai mit seiner komplizierten Drucktechnik so schöne Bilder herstellen konnte! Ich habe jetzt sogar schon eine ungefähre Idee, wie das Thema meiner Bachelorarbeit denn lauten könnte. Das wird hier natürlich nicht verraten, ist ja auch erstmal nur eine Überlegung :-)
Nach einem schnellen Mittagessen und einer kleinen Verschnaufpause ging es dann weiter in das Lampenmuseum. Ja, hier in Obuse gibt es ein Lampenmuseum. Ob man das nun braucht ist eine andere Frage, aber amüsant sowie interessant war es allemal. Oder wüsstet ihr, wie die ersten Öllampen aussahen? ;-) Naja, man muss sich das schonmal angeschaut haben... Am niedlichsten fand ich ja die Maus-Öllampe. Ich habe leider keine Fotos gemacht, deswegen habe ich mal einen Screenshot von der Homepage des Museums gemacht (http://www.nihonnoakari.or.jp/index.htm), damit ihr die Öllampe mal sehen könnt. :-)
Wieder zuhause ein bisschen am chillen hörten wir plötzlich Trommeln und Gesang von draußen. Ich, neugierig wie ich bin, rannte natürlich als Erste auf die Straße um zu sehen was so los war. Es waren Züge von jeweils, ich schätze mal 15 Menschen mit Laternen. Sie versammelten sich an einem Ort, dann gab es eine kleine Trommel mit Gesangvorführung, bevor sie wieder weiterzogen. Ich wunderte mich etwas, warum dies hier veranstaltet wurde, doch dann fiel mir ein, heute war ja das Alte Bücher-Fest. Lustig, dass hier aus allem immer gleich ein großes Event gemacht wird :-)
Hier wurde dann ein bisschen getrommelt und gesungen
Nach dieser spontanen Zwischeneinlage gingen wir in die Bar über dem italienischen Restaurant (dort gibt es auch die unglaublich leckere Schokolade!!!), denn dort steht ein Flügel. Wir bekamen gratis Getränke und Papa sorgte für die musikalische Unterhaltung. Joe kam auch noch vorbei uns sang dazu. Das war wirklich schön anzuhören!

Und es gab wieder Schokolaaaadeeeee! Mit Weißwein! Könnte es noch besser gehen?

Klar kann es das: Mit einer spontanen Gesangseinlage unsererseits! Wir gaben unser Bestes und trällerten föhlich ein paar Animesongs daher. Es klang natürlich nicht sonderlich gut (vielleicht war dies der Grund, weshalb alle anderen Gäste die Bar fluchtartig verließen) aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht!
Nach unserer Showeinlage und zurück im Watanabe Haus tranken wir zum Abschluß noch ein Glas Pflaumenwein.
Am Sonntag, den 23.10 musste Papa auch leider schon wieder zurück nach Tokyo. Sehr schade, aber wir hatten eine sehr schöne gemeinsame Zeit hier in Obuse! Es hat mich wirklich sehr gefreut, dass er hier war! :-)
So, jetzt schließe ich diesen Blogeintrag ab, demnächst mehr! Bis bald またね!(^0^)