Freitag, 27. April 2012

Familienbesuch Teil 2: Obuse und Umgebung

Ich fuhr also am Abend vom Sonntag, dem 25.3 mit einem Bus zurück nach Obuse. Während sich die drei in Tôkyô ein bisschen einlebten und amüsierten, begann für mich wieder eine Arbeitswoche.
Am Mittwochabend war es dann soweit: die Gräffs fielen im Watanabe Haus ein. Ich war sogar noch am "Willkommenskuchen" backen, so früh waren sie. Wir aßen noch Abendessen zusammen, bevor Inge und Papa in ihr Herbergenzimmer zurück gingen. Inge und Papa übernachteten nämlich in der Jugendherberge Obuses, die sich ganz in der Nähe des Watanabe Hauses und noch viel näher an Sarahs Haus befindet. Alena schlief die Zeit über bei mir in meinem Zimmer. Nagut, manchmal war es mehr gegacker als schlafen (Yuki muss sich auch gedacht haben: "oooookay...?"), aber Hauptsache wir hatten Spaß :-)

Am nächsten Tag Donnerstag, den 29.3, musste ich arbeiten. Das Gute daran aber ist, das ich mit William ja sowieso Spaziergänge mache, deshalb verband ich einfach das mit einem "Sightseeing-Spaziergang durch Obuse mit Familie". Ich zeigte ihnen den Bahnhof, den Schreinspielplatz, zu dem wir des Öfteren hingehen und natürlich die "Stadtmitte".
Das Wetter spielte mit, denn es war wunderbar sonnig (aber trotzdem noch nicht ganz so warm).

Der Schreinspielplatz


Am Bahnhof "Züge gucken"
Gegen Mittag brachten wir schnell Henry nach Hause und gingen zusammen eine Soba mit Tempura essen. Es hat uns allen sehr geschmeckt, auch William aß recht gut. Danach trennten wir uns, ich ging mit dem schlafenden William nach Hause, während die anderen drei ein bisschen "shoppen" gingen (vor allem in dem Washi-papiergeschäft).
Am Abend fuhren wir zusammen ins Cocos, ein sogenanntes "Family Restaurant", das in Nakano liegt.
Netterweise gab mir Sarah die nächsten drei Tage frei, Freitag, Samstag und Sonntag, damit ich Zeit mit meiner Familie verbringen konnte. Das war wirklich schön!

Am nächsten Tag war das Wetter sehr schön, sodass wir mutig beschlossen, den "Hausberg" von Obuse zu erklimmen.
Wenn man sehr genau hinschaut, erkennt man auf dem mittleren Berg ein kleines Hüttchen.  Das war unser Ziel.
Wir fingen rechts an, arbeiteten uns vor bis zur Mitte und stiegen dann links wieder ab.

Bevor wir losgingen läuteten wir natürlich erstmal fleißig an der "Bärenglocke"


Es war teilweise schon ziemlich steil und daher nicht ganz einfach den Berg zu erklimmen
Zwischendrin trafen wir auch einige Tiere. Keine Angst, das hier ist kein Wolf sondern irgendein Rehtier

Schonmal die erste Aussicht. Allerdings waren wir da noch nicht am Ziel angekommen...



Dann endlich: die Hütte! Ziel erreicht! Erstmal rasten und etwas essen



Juhu! Selbstauslöser Familienfoto. Hat auch gar nicht lange gedauert bis wir das hingekriegt haben ;-)


Auf dem Rückweg mussten wir sogar ein bisschen durch Schnee laufen
Der Rückweg war auch nicht gerade leicht, da es nicht wie erwartet nur bergab ging, sondern immer mal wieder berauf und dann wieder runter. Außerdem war es auch noch sehr rutschig, weil das herabgefallene Laub auf dem Boden rumlag. Aber wir überstanden alles unbeschadet und kamen heil wieder unten an.

Am großen Obuse Tempel kamen wir heraus
Nach unserer Wandertour hatten wir natürlich unglaublichen Hunger. Es verschlug uns letztendlich in ein kleines Restaurant sehr nah am Watanabe Haus (dort war ich vor einiger Zeit schonmal essen) und aßen dort Tempura mit Reis und einen Auberginen-Tomaten-Auflauf (seeeeeeeeehr lecker. Hab ich sogar schon nachgekocht :-) ).






Am Samstag, den 31.3 wollten Alena und ich morgens eigentlich zum Frisör gehen. Doch leider beschlossen die ganzen alten Damen aus Obuse dasselbe zu tun und so mussten wir den Frisörbesuch auf den nächsten Tag verschieben. Davon geht die Welt nicht unter, denn wir hatten sowieso schon einen Plan für diesen Tag. Da das Wetter nicht gut war (es regnete und war sehr windig) fuhren wir in den benachbarten Ort Suzaka. Dort wollten wir in das Puppenmuseum gehen. Drinnen durfte man natürlich nicht fotografieren, aber es waren verschiedene Arten von japanischen Puppen, die vor allem für das Hina-Matsuri oder auch Mädchenfest benutzt werden.
Puppen in dieser Art wurden ausgestellt. Dieses Foto entstand jedoch nicht dort, sondern ist von Anfang März, als Yuki und ich Snowboarden waren
Die Außenanlage konnte man zwar fotografieren und sie war auch sehr schön, keine Frage, doch leider war es echt sehr ungemütlich draußen, sodass wir eher schnell durchgegangen als gemütlich flaniert sind.





Nach ausgiebigem Aufenthalt im Museum, folgte ein weiterer ausgiebiger Aufenthalt in Suzakas Secondhand-shop. Während Alena und ich fröhlich rumshoppten und uns körbeweise Klamotten zum Anprobieren mitnahmen, hofften Inge und Papa auf ein absehbares Ende dieser Einkaufsaktion. Irgendwann ließen wir dann doch Gnade walten, bezahlten und erlösten die beiden von ihrem Elend. (Okay, ganz so schlimm war es bestimmt doch nicht...hoffe ich zumindest ;-) ) Mit knurrendem Magen fuhren wir in ein Restaurant, in dem ich auch schonmal etwas gegessen hatte und es für gut befand. Wie gut, dass ich mich hier schon so auskenne ;-)

Für jeden eine leckere Pasta 
Gut gesättigt traten wir den Heimweg an. Wir hielten vorher aber noch in einem Supermarkt an, denn abends wollten wir Okonomiyaki machen.
Und nochmal ein Beweisfoto des schlechten Wetters an diesem Tag. Wie gut, dass wir am Tag vorher Wandern waren und das nicht verschoben haben.
Später machten wir erstmal gemütlich und ruhten uns ein bisschen aus. Gegen sieben Uhr abends kamen Inge und Papa dann zu Alena und mir und ich zeigte ihnen, wie man Okonomiyaki macht. Jeder durfte dann mal selber ausprobieren, bei den einen klappte es und bei den anderen weniger gut (Papa, ich schaue NICHT in deine Richtung... ;-) )
Links: mein Okoniyaki, Rechts: Papas Okonomiyaki... Ich mein ja nur... ;-)
Aber Hauptsache, es hat geschmeckt! Und das hat es auch :-)

Am nächsten Tag, Sonntag den 1.4, gingen Alena und ich morgens erstmal zum Frisör, um uns hübsch machen zu lassen. Meine Frisörin war natürlich begeistert, dass ich meine Schwester mitbrachte. Auch Alena war sehr von ihren Kopfmassagekünsten angetan. Da habe ich wohl nicht zu viel versprochen, oder? ;-)
Wir danach mit dem ganzen Team :-)
Inge und Papa kamen gegen Ende auch nochmal in den Frisörsalon, um uns zu begutachten. Aufgehübscht und bereit ein neues Abenteuer zu wagen, ging es auch schon los: Wir fuhren nach Matsumoto, um etwas Sightseeing zu machen.


An der sogenannten "Frosch-gasse"



Dort gab es dann erstmal ein Tayaki, ein Gebäck in Form eines Fisches traditionell mit süßem Bohnenmuß gefüllt. Gibt natürlich tausend andere Füllvarianten, aber wir finden alle den Bohnenmuß am Besten.

Leckeeer!

Die berühmte Matsumoto Burg

Natürlich schauten wir uns die Burg auch nochmal von innen an :-)
Und ein wunderschönes Postkartenmotiv. Gut gemacht, Alena :-)
Ein Schrein auf dem Weg zum Schulmuseum

Anschließend gingen wir in das nicht weit entfernte Schulmuseum.









Die Schule war eine der Ersten in Japan. Außerdem war das Gebäude dem westlichen Stil nachempfunden aber ebenso mit japanischen Elementen versehen. 1965 wurde die Schule in das Schulmuseum verwandelt.













Da ich mal wieder nicht für den Test gelernt hatte, musste ich bei meiner Streberschwester abschreiben ;-)



Ein Model der alten Schule. Allerdings ist nicht mehr alles erhalten, da ein Großteil durch Wasserschäden zerstört wurde.


Nach unserem freiwilligen Schulbesuch schlenderten wir Matsumotos Straßen entlang und kauften ein paar Souvenirs.
In diesem interessanten Gebäude befand sich ein Buchladen in dem es Tonnen von alten Schriften und Büchern gab. Eigentlich sehr interessant, aber altes japanisch ist nicht gerade einfach zu lesen. Deshalb begnügte ich mich mit ein paar Touristensouvenirs im Shop nebenan :-)
Irgendwann bekamen wir Hunger, denn zu Mittag hatten wir uns nur eine Kleinigkeit auf die Hand gekauft. Wir gingen Richtung Bahnhof, weil wir dort die meisten Restaurants vermuteten. Wir kamen an einem indischen Restaurant vorbei und beschlossen, dort essen zu gehen. Das Essen war sehr lecker. Und der Lassi erst! Doch meinen zweiten bekam ich fast gar nicht mehr runter, weil ich einfach zu vollgegessen war.

So schnell ging der Tag zu Ende und somit auch meine drei freien Tage. Abends holten Alena und ich noch Yuki am Bahnhof in Nagano ab, da er aus familiären Gründen das Wochenende zurück nach Hause musste.

Am nächsten Tag hieß es für mich wieder früh aufstehen. Während ich also weiter fleißig Babysittete, verbrachten Inge, Papa und Alena die Vormittage mit diversen Ausflügen. Sie fuhren zum Beispiel hoch zu den in Onsen badenden Affen (ein viertes Mal musste ich nämlich nun wirklich nicht nochmal mit), oder nach Nagano, oder nach Togakushi. In Togakushi gibt es ein Soba Museum, in dem man Soba selber machen kann und auch das Ninja Dorf. Leider waren die drei einen Tag zu früh, denn alles hatte noch geschlossen, da die Saison erst am nächsten Tag begann... Es lag auch noch so viel Schnee dort oben, dass sie noch nicht mal zu einem sehr bekannten Tempel laufen konnten.

Manchmal ergab es sich dann aber doch, dass wir einen gemeinsamen Spaziergang unternehmen konnten.
Das eine Mal ging ich mit Papa und William alleine spazieren. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Aber natürlich musste der Papa mal wieder Blödsinn machen und William blöde Sachen beibringen, die gar keinen Sinn machen... So lernte William das Wort "Dumple-tree"... Macht keinen Sinn, aber Hauptsache die beiden hatten Spaß. :-) William mochte meinen Papa eh sehr gerne. Als ich später noch einmal denselben Weg mit ihm gelaufen bin (ohne Papa), fragte er ständig nach ihm und sagte "Dumple-treeeee!!"

Gegen Ende der Woche gingen wir mit William und dem Hund im Schlepptau zu einem der beiden größeren Tempeln in Obuse. Das Wetter war leider nicht allzu gut, denn es war recht windig und schneite auch ein ganz klein wenig zwischendurch. Wir liefen bis zum Fuße des Hausberges. Dort führte eine lange Steintreppe hinauf zu Tempelgebäude und einem Waldfriedhof. Ich war schon einmal mit William dort gewesen, doch damals war er noch etwas kleiner, sodass er die Treppen nicht alleine hochlaufen konnte. Ich musste ihn fast alle hochtragen. Dieses Mal jedoch schaffte er die komplette Treppe hinauf! Das fand ich echt super!
Unsre beiden Männer :-)

Der Tempel mit der Steintreppe. Das Bild wurde allerdings an  einem anderen Tag aufgenommen.  An unserem Wandertag um genau zu sein.

Nach dem langen Treppenmarsch erstmal ausruhen :-)


Die Zeit ging allerdings sehr schnell rum, schon war es wieder Mittag. Ich ging mit dem Kleinen und dem Hund nach Hause, während Inge, Papa und Alena sich noch einen weiteren Tempel anschauten.

Das nächste gemeinsame Highlight war die Obusession am Mittwoch, dem 4.4. Zu Gast war diesmal ein Architekt, der damals das Gebäude des Obuse-dos mitgestaltet hatte.
Er zeigte uns die Entwicklung von Konzepten, die dann schließlich mit dem Bau des Gebäudes realisiert wurden. So baute er verschiedenste Häuser, die sehr ökonomisch sind. Sein Augenmerk richtete er vor allem auf die französische Bäckerei, die er entwarf. So waren auch viele Fotos von sehr gut aussehendem Brot dabei, was mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
Zum Glück war auch die Dolmetscherin anwesend, die den Vortrag für Inge und Alena (Papa kann ja japanisch) ins Englische übersetzen konnte.
Dann ging es ins Restaurant, um sich die Bäuche vollzuschlagen. Das Essen war auch dieses Mal lecker, auch wenn es wie immer viel gab, das wir nicht essen konnten.
Aber das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluß: DIE Schokolade in der Bar. So konnte ich endlich auch meine Familie von der besten Schokolade der Welt kosten lassen. Und siehe da, ich habe nicht zuviel versprochen, oder? ;-)
Heute, wegen der Obusession, hatten Inge und Papa sogar mal Ausgang. Normalerweise wird nämlich um Punkt 23 Uhr die Tür der Herberge geschlossen, bis dahin muss man natürlich schon zurück sein, am Besten gebadet und im Bett (Licht aus!). Aber heute wurde mal eine Ausnahme gemacht, sodass Inge und Papa bis 24 Uhr mit uns in der Bar waren. Dann ging es aber schnell wieder heim und ins Bett, denn wir mussten alle früh raus (außer Alena, denn das Watanabe Haus ist ja schließlich nicht von 10 bis 16 Uhr geschlossen, so wie die Jugendherberge.). :-)

Am nächsten Abend fuhren Alena und ich mit Kaori und Yuki in ein Gamecenter, um dort Purikurafotos zu machen. Außerdem wollte ich Alena unbedingt mal ein Gamecenter zeigen. Leider musste Kaorischon wieder sehr früh gehen, sodass wir dann nur noch zu dritt waren.
Unser stylisches Purikurabild


Einmal das Taiko-trommelspiel gespielt. Danach tun einem die Arme immer so weh...
Und am allerallerletzten Abend in Obuse, dem 6.4, wurde ich von Inge und Papa schööön bekocht. Sie hatten nämlich alles mitgebracht, was man für Linsen uns Spätzle braucht. Das hatte ich mir gewünscht und endlich, nach ganzen 8 Monaten konnte ich eine echte Heimatspezialität genießen! Hmmmm, war das lecker!!  Mit vollem Bauch schauten wir dann zum Abschluss noch den Film: "Summer time machine blues" an, ein wirklich witziger japanischer Film, den der Papa jetzt auch gerne auf DVD haben möchte... :-)

Am darauf folgendem Tag, Samstag, den 7.4 sollte die Reise nach Kyôto weitergehen. Zum Frühstück allerdings waren wir noch bei Sarah und Joe eingeladen, da wir es vorher zu einem gemeinsamen Abendessen einfach nicht geschafft hatten. Es gab Pancakes und Bratkartoffeln, ein richtig typisches amerikanisches Frühstück. Es wurde dann noch spontan beschlossen, dass wir alle zusammen hoch auf die Farm fahren. Das fand ich total schön. Wir schauten uns die Farm an und meine Familie bekam sogar eine private Führung von Sarah persönlich ;-)
Natürlich haben wir noch Andenkenfotos gemacht :-)


Wie man sieht, hat es dort oben auf der Farm doch tatsächlich nochmal geschneit!! Deshalb war ich echt froh, als wir schließlich und endlich im Auto saßen und Richtung wärmeres Kyôto fuhren...
Wie es dann in Kyôto war, und ob wir Kirschblüten gesehen haben, das erzähle ich euch dann nächstes Mal!
Bis dahin またね!(^0^)/